Er träumt von einem anderen Iran
Der Kieler Unternehmer Bastian Mahmoodi will nach einem Regimewechsel helfen, Demokratie aufzubauen
KIEL Er war lange nicht dort. Sechs Jahre nicht. Im Land seiner Väter, im Land seiner großen Familie. Erst stoppt ihn Corona – Jetzt aber der Krieg, täglich sieht Bastian Mahmoodi (36) die Bilder der Bomben auf den Iran, wie Israel (und jetzt auch die USA) versuchen, die Atomwaffenfabriken zu zerstören und die Schreckensherrschaft der Mullahs zu beenden.
Mahmoodi ist Kieler von Geburt her, aber mit iranischen Wurzeln. Sein Vater kam 1974 schon nach Deutschland, um Medizin zu studieren, er floh nicht vor dem Schah, war aber ein Gegner von Reza Pahlavi, der 1979 von den Ayatollahs gestürzt wurde. Später war er der erste iranische Herzchirurg in Schleswig-Holstein. Aber das Land seines Vaters lässt Mahmoodi Junior nicht los, „aber ich bin kein Aktivist, ich bin eher ein Vermittler“.
Kein Krieg des Volkes
Er organisierte Benefiz-Konzerte mit Justus Frantz und Spendendinner als Zeichen der Solidarität mit der Opposition im Iran. Die, so sagt es Mahmoodi, dort die Mehrheit hat: „80 bis 90 Prozent der Bevölkerung lehnen das Mullah-Regime ab. Und die Menschen sind keine muslimischen Fanatiker.“ Und ein Krieg des Volkes sei es zur Zeit gleich gar nicht, sondern alleine einer des Regimes.
Aber dieses Bild dringt kaum nach außen – was raus geht, bestimmen die Mullahs. Und zur Zeit geht gar nichts raus, das Internet ist gesperrt – zum ersten Mal, früher wurde es immer mal wieder reduziert oder kurzfristig abgestellt, aber noch nie so lange wie derzeit. Das Web ist neben Israel und den USA der größte Feind des Regimes. Seit dem Shutdown hat der Kieler Unternehmer keinen Kontakt mehr zur verstreuten Familie, er weiß nicht, wie es ihr geht. Hin kann er natürlich auch nicht – so wie bis 2019, als er insgesamt 60 Mal im Iran war. Als die Femizide nicht abrissen, vernichtete er seinen iranischen Pass (er ist Doppel-Staatsbürger) wirksam vor der Kamera – mehr als ein Symbol für seinen Hass auf das Regime konnte es nicht sein, denn Iraner können ihre Staatsbürgerschaft nicht abgeben.
Konkret kann er nur das machen, was er schon immer tat: die Politik überzeugen, mehr zu tun. Und das Richtige. Kurz nach der Amtsübernahme traf das ehemalige SPD-Mitglied Mahmoodi (der 2021 sogar in den Bundestag wollte) CDU-Außenminister Johann Wadephul in Berlin, um eine strengere Iran-Politik anzumahnen und über die Mullahs aufzuklären. Er will zurück in den früheren, härteren Sanktionen („Damit sie irgendwann ihre Revolutionsgarden nicht mehr bezahlen können“) und eine Abkehr von der Streichelzoo-Diplomatie wie noch am vergangenen Freitag in Genf. „Die Bundesregierung reagiert nicht und arbeitet immer wieder mit denen zusammen“. Unter Außenministerin Baerbock soll die politische Abteilung des Auswärtigen Amtes immerhin eine härtere Gangart abgelehnt haben. „So wird es nichts mit einem Regimewechsel“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler.
In München traf er sich mit Reza Pahlavi (kleines Foto), dem ältesten Sohn des 1979 aus dem Amt gejagten Schah. Seit Jahrzehnten macht Pahlavi bereits Oppositionspolitik aus den USA heraus. Aber einen weiteren Schah oder die Rückkehr zum Pfauenthron schließt Pahlavi aus. Allerdings könnte er der Anführer einer Demokratie-Bewegung werden. Aber zurzeit sei es halt schwierig, dass sich eine Bewegung im größeren Stil formieren kann, die Menschen fliehen. Mahmoodi: „Wer auf der Flucht ist, kann nicht demonstrieren.“
Aber, dass es irgendwann zu einem Sturz der Mullahs kommt, ist für ihn klar: „Die Frage ist nur: wann und durch wen?“ Und wenn es so weit ist, wird er für das Land seiner Vorfahren auf dem Plan stehen: "Ich werde mithelfen, dass dort ein stabiles und demokratisches System entsteht. Das ist für mich eine Pflicht.“ Außerdem will er dann Unternehmen aufbauen.
Wenn das Schreckensregime der Mullahs Geschichte sein sollte, dann wäre Bastian Mahmoodi dem Paradies nahe, denn der Iran ist reich: Reich an Rohstoffen, reich an Geschichte, reich an Kultur, an Schönheit und reich an friedfertigen Menschen.