Iran-Benefizkonzert mit Justus Frantz: Dirigat in Daunen
Kiel. Gemütlich warm war es in der Nikolaikirche nicht. Aber was ist ein bisschen frieren gegen das Leid an anderen Orten der Welt – etwa im Iran, wo das islamische Regime den Freiheitswillen des Volkes mit äußerster Gewalt, mit schon Hunderten Toten und Tausenden Verhafteten, unterdrückt. Auch Justus Frantz ging es im Benefizkonzert zur Unterstützung der Revolution im Iran pragmatisch an – und dirigierte in seiner Daunenjacke. Einen Handwärmer für den Pianisten gab es später auch.
Die knapp 400 Besucher des Konzertes, die das Mittelschiff der Nikolaikirche komplett füllten, störte das nicht. Hier ging es um ein von der iranischen Geigerin Azadeh Maghsoodi mit der inoffiziellen Nationalhymne „Ey Iran“ ergreifend eingestimmtes „Statement für die Menschenrechte“, so Initiator Bastian Mahmoodi.
Die dramatische Entwicklung im Iran weiter im Blick zu behalten, nachdem man angesichts jahrzehntelanger Unterdrückung viel zu lange weggeschaut habe, mahnte auch Danial Ilkhanipour, SPD-Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft mit iranischen Wurzeln. Und gab sich letztlich optimistisch: Der Mut der Jüngeren stelle nun die Angst der Älteren in den Schatten, und das werde zum Erfolg der Revolution führen.
Justus Frantz: Mit Musik gegen die Ungerechtigkeiten der Welt
Justus Frantz, Festivalgründer mit festem Glauben an die völkerverbindende und friedensstiftende Kraft der Musik, musste sich nicht lange bitten lassen. Er sei zur Stelle, wenn es „gegen Ungerechtigkeiten in der Welt geht“ – und das hier an einem Ort, wo er schon unter dem kürzlich verstorbenen Hans Gebhardt im Kirchenchor gesungen habe. Mit Griegs Streicher-Suite „Aus Holbergs Zeit“ startete der musikalische Part mit Musikern der Philharmonie der Nationen und sich für den Iran engagierender Verstärkung – intensiv, zupackend und zugleich nuanciert.
Benefizkonzert mit herausragenden Solisten
Für Johann Sebastian Bachs Brandenburgische Konzerte 2,5 und 3 hatte der Dirigent herausragende Solisten parat, so etwa den Bernstein-Preisträger Stathis Karapanos (Flöte). Im Zusammenspiel mit ihm und seinem Konzertmeister Diyar Kasenov gestaltete Justus Frantz am Flügel den virtuosen Cembalopart des 5. Konzertes. Da wurde im großen Fluss mit viel Herz und Elan musiziert.
Man hätte nach den vielen Worten wohl gern noch mehr internationalen Wohlklang aufgenommen. Aber nach zweieinhalb pausenlosen Stunden war dann Schluss – und das Ziel eines hoffentlich nachhaltigen Aufhorchens für das gebeutelte iranische Volk erreicht. In Zahlen ausgedrückt, erzielte der Abend einen stolzen Erlös von 11.713,07 Euro – ein großer Teil davon geht an die Menschenrechtsorganisation Háwar help e.V.
Spendenkonto der Kulturinitiative für einen demokratischen Iran e.V.: IBAN: DE02 2195 0170 1004 4781 92.